containID – neues, universelles Konzept für verpackungsfreies Einkaufen

neues Konzept für den verpackungsfreien Einkauf containID

Eigene Gefäße nur einmal mit dem containID-Aufkleber markieren und damit überall unverpackte, lose Waren einkaufen – der kleinen Eule gefällt das offenbar 🙂    Bild: containID

Ein neues System zur Identifikation von Kundenbehältern: Könnte das der Durchbruch in Richtung „Zero Waste“ – Handel sein?

Wie ist der Stand bei der Verpackungsmüllproduktion in Deutschland?

Die letzten Zahlen, die vom Umweltbundesamt vorliegen, beziehen sich auf das Jahr 2018. Demzufolge hat jeder Bundesbürger vom Säugling bis zum Greis 227,8 kg Verpackungsmüll produziert, was ein Kilogramm mehr als 2017 war.  Der Anteil der privaten Haushalte an diesem Müllberg beträgt 47,3%.

Dass sich diese Situation 2020 erheblich verschlimmert haben dürfte, liegt auf der Hand. Restaurantessen To-Go und vermehrte Internetbestellungen durch geschlossene Geschäfte führten zu einem erheblichen Mehrverbrauch an Einweg- und Versandverpackungen. Der Bundesverband Paket und Expresslogistik erwartet für 2020 bei Versandverpackungen eine Zunahme von 20%.

Was sagte der Präsident des Umweltbundesamtes Dirk Messner, als er gefragt wurde, was man dagegen tun könne: „Verpackungen sollten vermieden werden, bevor sie überhaupt anfallen.“ Tja, dem ist nichts hinzuzufügen. 🙂

Viele gut gemeinte Ideen für den verpackungsfreien Einkauf und ein chaotischer Flickenteppich an Behältermanagement-Systemen im Einzelhandel

Überlegt man sich als Kunde: „Ich will etwas gegen den Verpackungsmüll tun. Wie stelle ich das an? Wo kann ich ohne Verpackung einkaufen? Wie funktioniert das mit meinen mitgebrachten Gefäßen?“, dann merkt man sehr schnell, dass die Möglichkeiten sehr stark begrenzt, teilweise weit entfernt und nicht kompatibel zueinander sind.

Es gibt zwar immer mehr kleine Verpackungslosläden, aber das Angebot dort ist doch sehr begrenzt. Einige Bio-Märkte und ganz wenige Supermärkte haben ein, zwei Regale mit unverpackten Waren aufgebaut und in ganz fortschrittlichen Supermärkten kann man sich Käse, Fleisch und Wurst in seine mitgebrachten Behälter legen lassen.

Allen gemein ist, dass jeder Laden sein eigenes System zur Behandlung der mitgebrachten Kundenverpackungen hat. Bei jedem einzelnen Einkauf muss der Kunde alle seine Gefäße wiegen und mit Marker oder einem Aufkleber deren Tara dokumentieren. In einigen Geschäften muss er sogar nach dem Einfüllen der Waren noch einmal zur Waage wandern und erneut einen Aufkleber an seinem befüllten Gefäß anbringen. Erst danach geht’s ab zum Bezahlen an die Kasse. Lustigerweise bewerben die Märkte so ein System als „einfach“ und „kundenfreundlich“.

Nun stellen Sie sich das mal in einem verpackungslosen Supermarkt mit 100 oder mehr Kunden pro Stunde vor, wobei jeder Kunde 10-20 Gefäße mitbringt und jedes vor dem Einkauf einzeln wiegen muss! Da würden die Schlangen an den Gefäßwaagen am Eingang bis zum Horizont reichen.

Die bisherigen Systeme zur Behandlung von Kundengefäßen können nur im kleinsten Maßstab funktionieren und werden deshalb auch an der Verpackungsmüllsituation insgesamt fast nichts ändern. Eine durchschlagend positive Entwicklung für dieses Problem kann es nur geben, wenn verpackungsloses Einkaufen ähnlich einfach, schnell und sicher funktioniert, wie bei einzeln verpackter Ware.

Beschmierte und beklebte Kundengefäße

Für den Kunden, der lose Waren eingekauft hat, geht der „Spaß“ zu Hause weiter. Denn nun hat er Behälter, die mit Aufklebern oder Filzstiftmarkierungen „verschönert“ wurden. Diese müssen wieder runter, denn sie sind beim nächsten Einkauf nicht mehr gültig. Na dann: Fröhliches Putzen! 😉

Herausforderungen für das Verkaufspersonal

Aber nicht nur dem Kunden wird erhebliche Leidensfähigkeit abverlangt. Versetzen wir uns einmal in eine Kassiererin in einem verpackungsfreien Supermarkt. Legt ein Kunde seine mitgebrachte, mit loser Ware befüllte Blechdose und ein Twist Off-Glas mit weißlichem Pulver auf das Kassenband: Woher soll sie wissen, was sich in der undurchsichtigen Dose befindet und welche Sorte Mehl das in dem Glas ist oder könnte gar im Mehl etwas anders versteckt sein? Sie kennen doch die Frage vom Kassenpersonal: „Heben Sie bitte mal die Tasche im Einkaufswagen hoch?!“ So etwas fragen bzw. fordern sie ja nicht, um den Kunden zu ärgern… Von Seiten des Händlers ist das alles andere als sicher und effizient. Es funktioniert nur auf Basis von gegenseitigem Vertrauen. Kein Wunder, dass Supermärkte bisher äußerst zurückhaltend sind, unverpackte Waren im Offenverkauf anzubieten.

containID: Die Idee für ein einfaches und einheitliches Kundenbehältermanagement

Vor kurzem wurde die Idee zu einem System veröffentlicht, das so klingt, als ob es den Verkauf von losen Waren für Händler – wie auch für Kunden – vereinfachen und vor allem vereinheitlichen könnte.

Zentraler Punkt dabei ist die einmalige Erfassung der Kundengefäße, die zentrale Speicherung der Eigenschaften (u.a. Leergewicht) und die Markierung mit einem langlebigen, geschirrspülmaschinenfesten Aufkleber. Dieser enthält in einen Barcode sowie im integrierten NFC-Chip die weltweit einmalige Kennnummer des Gefäßes.

Geschirrspülmaschinenfester Behälteraufkleber mit Barcode und Nahbereichsfunkchip (NFC)

Geschirrspülmaschinenfester Behälteraufkleber mit der Verpackungs-ID in Form des Barcodes und gespeichert im eingebetteten Nahbereichsfunkchip (NFC)  Bild: containID

Alle an das containID-System angeschlossenen Händler vom Gemüsebauern auf dem Wochenmarkt über den Tante-Emma-Laden bis hin zum Supermarkt können nun mittels Mobiltelefon, Handscanner oder Scannerkasse die Nummer des Gefäßes auslesen und in der Datenbank dessen Tara abfragen. Zudem ist es möglich, die EAN der Ware, die der Kunde in sein Gefäß eingefüllt hat, mit dieser containID-Gefäßidentifikationsnummer zu koppeln. Dadurch kennt das Kassenpersonal nicht nur das Taragewicht des Gefäßes, sondern weiß auch, welche Ware enthalten ist.

Der Kunde muss sein Gefäß nur noch einmal und dafür dauerhaft markieren. Er kann im Laden direkt Waren hineinfüllen und zur Kasse gehen. Der Zeitaufwand ist nicht höher, als beim Kauf einzeln verpackter Waren. Und das überall! Der Wochenmarkhändler nutzt seine Handyapp zum Auslesen des Taragewichts und im Supermarkt zieht die Kassiererin das Kundengefäß einfach über den Scanner.

Wenn Ihnen beim Frankreichurlaub mit dem Wohnmobil das Salz ausgeht, schnappen Sie sich einfach den containID-markierten Salzbehälter aus der Wohnmobilküche und füllen ihn im nächsten containID-Laden wieder auf. So kaufen Sie genau die Menge die Sie benötigen, haben keine halbvollen Packungen herumstehen und vor allem keine Einzelverpackung dem Müllberg hinzugefügt. Cool, oder?!

Und – wann geht’s los mit dem neuen einfachen unverpackt-Einkaufen-System?

Das klingt zwar alles sehr einfach, es erfordert aber doch so einiges an Anpassungen bei Waagen, Kassen, elektronischen Preisschildern und Software im Hintergrund. Was nun noch fehlt, sind Einzelhandelsunternehmen, die wirklich ernst machen wollen mit der Verpackungsvermeidung und als Partner zusammen mit den containID-Machern dieses Konzept in einem Pilotprojekt umsetzen. Vielleicht geben sie damit den Startschuss, die Landschaft von den unsäglichen Verpackungsmüllbergen zu befreien?! 🙂

Wir sind gespannt wie diese Geschichte weitergeht!

Hier gibt’s die Details zu containID.com.

Umfrage: Was denken Sie über verpackungsfreies Einkaufen?

Auf der containID-Seite gibt es gerade eine Umfrage, in der man seinen Senf zum Verpackungswahnsinn und zu Lösungsvorschlägen dazugeben kann. Machen Sie mit! Vielleicht sind die Ergebnisse überraschend?