Kartoffeln direkt ab Bauernhof von der Agrar AG Ostrau bei Döbeln, Mittelsachsen
Regionale Kartoffeln aus der Lommatzscher Pflege zwischen Döbeln, Riesa, Meißen und Oschatz
Die neue Ernte kommt auf den Tisch
Nähert man sich Ende September Ostrau, begegnet einem sicher auf einem der Kartoffeläcker ein großes rotes Ungetüm, das eine Staubwolke hinter sich herzieht. Dieses Bild ist typisch für einen Kartoffelroder in Aktion in Kombination mit völlig ausgetrocknetem Ackerboden dieses – wie auch der letzten beiden Jahre.
Aber für mich als Kartoffelfan ist es auch ein sehr positives Zeichen: Endlich wieder ordentliche Kartoffeln auf den Tisch!
Bei meinem Besuch Ende September füllen sich langsam die bis zu 6.000 Tonnen fassenden Kammern des Kartoffellagerhauses im Ostrauer Ortsteil Wutzschwitz. Je nachdem, wie die Ernte ausfällt, versorgt dann der regionale Anbauer bis zum Juni des Folgejahres die Kunden der Region mit dem wichtigsten Grundnahrungsmittel Deutschlands.
Rundgang durch die Hallen des Kartoffellagers
Als ich mit dem Chef Herrn Wagner auf dem Hof ankomme, entlädt gerade ein Traktor seine Kartoffelfracht von oben in den Annahmetrichter der Sortiermaschine. Im Gewirr von Förderbändern, Rädern und Walzen werden die „Guten“ ins Töpfchen und die „Schlechten“ ins Kröpfchen sortiert. Das heißt nichts anderes, als dass Speise- von Futterkartoffeln und Beimengungen getrennt werden.
Die Kartoffeln, die gemäß „Berliner Vereinbarung“ als Speisekartoffeln taugen (Qualität 1 oder Extra; ganz, gesund, sauber, fest, Größe >35mm), werden über lange Förderbänder in den großen Lagerhallen der Agrar AG verteilt und auf bis zu 4 Meter hohen Schüttungen oder in Holzboxen eingelagert.
Auch auf die kleinen Futterkartoffeln haben die Kunden offenbar gewartet, denn ständig fährt ein PKW mit Anhänger vor und belädt ihn mit der Leckerei –wahrscheinlich für die private Schweinehaltung.
Wenn die Kartoffeln im Herbst vom Feld kommen, sind sie bis zu 30°C warm. Sie haben die gleiche Temperatur, wie der sonnenbestrahlte Kartoffeldamm, aus dem der Roder sie gerade herausgesiebt hat. Im Kartoffellager müssen sie nun langsam auf 5-10°C herabgekühlt werden, damit sie für lange Zeit fest und saftig bleiben.
Wie in den luxuriösen Termen des alten Roms sind diese Kartoffellagerräume mit einer Unterflurbelüftung ausgestattet. Nur dass hier nicht geheizt, sondern belüftet und gekühlt wird. Der Effekt ist aber der gleiche: Die Besucher – ob nun Mensch oder Kartoffeln- fühlen sich wohl. 😉
Kartoffeln direkt vom Hof kaufen
Warum sollte ich im Supermarkt Kartoffeln unklarer Herkunft und ungeprüfter Anbaumethode kaufen, wenn es doch direkt beim Landwirt um die Ecke leckere Kartoffeln gibt, die nach heimischer Erde schmecken?!
Sollten Sie zwischen Oschatz, Riesa, Meißen, Lommatzsch, Döbeln und Mügeln wohnen, dann bietet der Kartoffelverkauf der Ostrauer Agrar AG folgende Sorten in 5- und 10 kg Säcken oder Futterkartoffeln ungesackt an:
mehlig kochend: Nixe, Gunda
vorwiegend festkochend: Laura (rotschalig), Gala, Wega
festkochend: Anuschka
Die in und um Ostrau- Wutzschwitz angebauten Kartoffeln gehen zu ungefähr 30% direkt im Hofverkauf an den Kunden. Außerdem bieten einige Händler die Knollen aus Ostrau an. Der Rest geht an Partner, die die Erdäpfel abpacken und an Handelsketten liefern. Leider kann man auf deren Etiketten dann nicht mehr erkennen, ob man gerade Kartoffeln aus der Heimat in den Händen hält. Dann doch lieber gleich zum Hofladen des Kartoffelbauern, oder?!
Was gibt es in Ostrau zu erleben?
- Jährlich, quasi zum Bergfest der Kartoffelernte am dritten Septemberwochenende veranstaltet die Gemeinde Ostrau auf dem Festplatz (Döbelner Straße, 04749 Ostrau, Mittelsachsen) das Kartoffelfest. Dann wird drei Tage lang die starke Knolle gefeiert.
- Sehr gern von Schulklassen angenommen wird das Angebot der Agrar AG Ostrau, den Anbau, Ernte und Lagerung von Kartoffeln während eines „Kartoffeltages“ hautnah zu erleben. Hier ein Bericht darüber.
- Mit dem Fahrrad lässt sich die Gegend rund um das Flüsschen „Kleine Jahna“ auf dem Jahnatal-Radwanderweg gut erkunden. Kirchen, Mühlen, Wallanlagen und Kartoffelfelder zwischen Zschaitz und Riesa gibt es auf 29,4 km Länge zu entdecken. Tipp: Startet man in Zschaitz, geht es fast die ganze Strecke bergab. 😉
Direktverkauf von Kartoffeln ab Hof in Ostrau: Adresse, Kontaktdaten, Kartenlink
Agrar AG Ostrau
Mügelner Straße 12d
04749 Ostrau Ortsteil Wutzschwitz Auf der Karte anzeigen.
Telefon: 034324 21315
Hinweis für Nutzer von Routenplanern und GPS-Geräten: Die Mügelner Str. 12d liegt ca. 500 m westlich der Mügelner Str. 12 u. 12a-c (d.h. westlich der B169).
Öffnungszeiten Kartoffellagerhaus
Montag 7:00-8:30, 9:00-12:00, 12:30-15:30 Uhr
Dienstag 7:00-8:30, 9:00-12:00, 12:30-16:00 Uhr
Mittwoch 7:00-8:30, 9:00-12:00, 12:30-15:30 Uhr
Donnerstag 7:00-8:30, 9:00-12:00, 12:30-15:30 Uhr
Freitag 7:00-8:30, 9:00-12:00, 12:30-16:00 Uhr
jeden 1. Samstag im Monat
08:00 – 11:00 Uhr
Kleintierfutter, Erbsen, Raps, Mais, Futtermittel nur Dienstag und Freitag
Kleine Kartoffelkunde
Je nach Stärkegehalt unterscheidet man 3 Kochtypen:
- festkochend (f): grüne Markierung im Handel, Stärkegehalt bis 12 %; geeignet für Kartoffelsalat, Bratkartoffeln, Gratin, Salzkartoffeln, Pellkartoffeln
- vorwiegend festkochend (vf): rote Markierung im Handel, Stärkegehalt ca. 14 %; geeignet für Pellkartoffeln, Salzkartoffeln, Eintöpfe, Pommes, Bratkartoffeln
- mehligkochend (m): blaue Markierung im Handel, Stärkegehalt ca. 16,5 %; Kartoffelbrei, Suppe, gedämpfte Salzkartoffeln, Schneller (Kümmelkartoffeln mit Speck)
Wenn der Hobbykoch diese Kochtypen entsprechend in der Küche anwenden kann, ist das schon die halbe Miete. Wer jedoch bei kartoffelhaltigen Speisen die Kartoffel einmal solo, also ohne Gemüse, Soße oder Fleisch kostet, wird feststellen, dass beim Geschmack erhebliche Unterschiede existieren. Natürlich kann die Kartoffel- Qualität und ihr Geschmack je nach Witterung, Boden, Anbauregion und Behandlung der Kartoffelpflanzen schwanken.
Die ideale Lagertemperatur für Kartoffeln ist 8 °C bei 90 % relativer Luftfeuchtigkeit. Solche Bedingungen wird man in modernen Wohnhäusern kaum vorfinden. Da empfiehlt es sich immer nur die benötigten Mengen frisch im Kartoffellager abzuholen.
Gift in Kartoffeln: α-Solanin
Nachtschattengewächse (Tomaten, Kartoffeln) produzieren es, um Fäulniserreger zu bekämpfen. Liegen Kartoffeln lange Zeit um Licht, steigt der Solaningehalt – die Schale wird grün. Besonders in den Trieben ist der Solaningehalt am höchsten.
Das Solanin wurde mit der Zeit aus den Kartoffeln herausgezüchtet. Während 1943 noch bis zu 55,7 mg/100 g in der Sorte Voran enthalten waren, sind es heute nur noch zwischen 2 und 10 mg. Als unbedenklich wird vom Bundesinstitut für Risikobewertung ein Gehalt von 10 mg/100 g angesehen (2018).
Grüne Stellen an der Kartoffel und das Kraut oder die Triebe sollte man also nicht mit verspeisen. Aber ganz so gefährlich, wie es klingt ist es auch nicht, wenn man die Mengen betrachtet, die für eine Vergiftung nötig wären. Man müsste ca. 2,8 kg Kartoffeln essen, um eine Wirkung (Übelkeit, Magenreizung) zu erzielen.
PS: Mein ganz privater Kartoffel-Geschmacks-Tipp
Wie schon weiter oben erwähnt, unterscheiden sich Kartoffeln geschmacklich ziemlich stark. Da bei vielen (z.B. bei mir) die Gehirnkapazität für derlei „unwichtige“ Dinge begrenzt ist, notiere ich mir immer meine persönlichen Kartoffel-Geschmackstestergebnisse und wo ich die Sorte gekauft habe.
Diese Vorgehensweise bewahrt vor mehrfachen Fehlkäufen.
Im Frühjahr/ Sommer gehöre ich zu denjenigen, die sich dem Frühkartoffelkaufzwang entziehen und stattdessen lieber nach Kartoffeln der alten Ernte Ausschau halten. Aus einem einfachen Grund: Meist schmecken Frühkartoffeln einfach nach nichts, sind fad und wässrig – erst recht, wenn sie aus Ägypten, Chile oder vom Mond stammen.
Unter den in Deutschland zugelassenen 210 Kartoffelsorten gibt es viele gut –wie auch weniger gut schmeckende. Hier ein paar Sorten, die bei der schmecktHier-Verkostung max, 4 von 10 Punkten erhielten und die ich nicht wieder kaufen werde: Princess (f, 2/10), Regina (f, 2/10), Milva (f, 2/10), Bellinda (f, 3/10), Musica (f, 4/10).
Nach oben fallen aus dem Mittelfeld heraus: Laura, rotschalig (vf, 8,5/10), Rosa Tannenzapfen (f, 10/10), Linda (alte Sorte, f, 7,5/10), Adretta (m, 9/10), Finka (vf, 8/10).
Werbung | Agrar AG Ostrau.