Aus dem Nähkästchen geplaudert: Rezept-Rezensionen in den Suchergebnissen
Kleines Einmaleins des Suchens nach einem guten Rezept
Heute: Rezept-Bewertungen/Rezensionen, die von Suchmaschinen (google + bing) prominent angezeigt werden
Wenn Sie im Weltnetz nach einem bestimmten Rezept suchen: Wonach filtern Sie den Interneteintrag, den Sie zuerst anklicken? Ist es ein appetitanregendes Bild, der perfekt passende Name oder schauen Sie auf die Anzahl positiver Bewertungen?
Sollten Sie auf letzteres großen Wert legen, aber diese zunächst von der Suchmaschine (google oder bing, nicht aber bei ecosia oder duckduckgo) angezeigten Rezensionen dann auf der Zielseite nicht im Detail überprüfen oder vielleicht gar nicht dort vorfinden, dann gibt es hier einen kleinen Exkurs in die Welt der Suchmaschinen und deren Überlistung – oder vulgär: die Internetuser-Verarschung.
Wie verstehen diese Maschinen die Welt der Rezepte und wie kann man sie als Rezeptersteller austricksen, um an vordere Such-Ranking-Positionen und in die Klick-Gunst der User zu kommen?
Codewort „Rich snippets“ oder auch Markup für „strukturierte Daten“
Die sogenannten strukturierten Daten / Rich snippets entstehen dadurch, dass Internetseitenersteller den Inhalt ihrer Seiten für Suchmaschinen derart leicht verdaulich aufbereiten, dass einige Suchmaschinen diese Arbeitserleichterung im Gegenzug mit einem guten Suchergebnisranking belohnen (können) und der User bevorzugt auf gut bewertete Beiträge klickt.
Die Zurverfügungstellung ergänzender Infos ist natürlich grundsätzlich nichts Verwerliches und kann helfen, relevante Suchergebnisse zu liefern. Aber auch ein Missbrauch ist gar nicht so selten, wie man denkt.
Suchmaschinenbetreiber wie google nennen es „Anreichern mit Daten“.
Vorlagen für „Rich snippets“ gibt es für diverse Internet-Inhalte: Bücher, Produkte, Bilder, Kurse, Foren, Lernvideos, Schulaufgaben und eben auch für Kochrezepte.
Diese Zusatzinfos speichert der Beitragsersteller in einer sogenannten JSON-Datei, die quasi eine maschinenlesbare Inhaltangabe des Rezepts darstellt.
Non-Alcoholic Piña Colada, 5/5 Sterne, 18 Rezensenten
So sieht zum Beispiel die JSON-Datei für das Rezept einer alkoholfreien Piña Colada aus, die google als Beispiel selbst veröffentlichte:
<html>
<head>
<title>Non-Alcoholic Piña Colada</title>
<script type=“application/ld+json“>
{
„@context“: „https://schema.org/“,
„@type“: „Recipe“,
„name“: „Non-Alcoholic Piña Colada“,
„image“: [
„https://example.com/photos/1×1/photo.jpg“,
„https://example.com/photos/4×3/photo.jpg“,
„https://example.com/photos/16×9/photo.jpg“
],
„author“: {
„@type“: „Person“,
„name“: „Mary Stone“
},
„datePublished“: „2024-03-10“,
„description“: „This non-alcoholic pina colada is everyone’s favorite!“,
„recipeCuisine“: „American“,
„prepTime“: „PT1M“,
„cookTime“: „PT2M“,
„totalTime“: „PT3M“,
„keywords“: „non-alcoholic“,
„recipeYield“: „4 servings“,
„recipeCategory“: „Drink“,
„nutrition“: {
„@type“: „NutritionInformation“,
„calories“: „120 calories“
},
„aggregateRating“: {
„@type“: „AggregateRating“,
„ratingValue“: 5,
„ratingCount“: 18
},
„recipeIngredient“: [
„400ml of pineapple juice“,
„100ml cream of coconut“,
„ice“
],
„recipeInstructions“: [
{
„@type“: „HowToStep“,
„name“: „Blend“,
„text“: „Blend 400ml of pineapple juice and 100ml cream of coconut until smooth.“,
„url“: „https://example.com/non-alcoholic-pina-colada#step1“,
„image“: „https://example.com/photos/non-alcoholic-pina-colada/step1.jpg“
},
{
„@type“: „HowToStep“,
„name“: „Fill“,
„text“: „Fill a glass with ice.“,
„url“: „https://example.com/non-alcoholic-pina-colada#step2“,
„image“: „https://example.com/photos/non-alcoholic-pina-colada/step2.jpg“
},
{
„@type“: „HowToStep“,
„name“: „Pour“,
„text“: „Pour the pineapple juice and coconut mixture over ice.“,
„url“: „https://example.com/non-alcoholic-pina-colada#step3“,
„image“: „https://example.com/photos/non-alcoholic-pina-colada/step3.jpg“
}
],
„video“: {
„@type“: „VideoObject“,
„name“: „How to Make a Non-Alcoholic Piña Colada“,
„description“: „This is how you make a non-alcoholic piña colada.“,
„thumbnailUrl“: [
„https://example.com/photos/1×1/photo.jpg“,
„https://example.com/photos/4×3/photo.jpg“,
„https://example.com/photos/16×9/photo.jpg“
],
„contentUrl“: „https://www.example.com/video123.mp4“,
„embedUrl“: „https://www.example.com/videoplayer?video=123“,
„uploadDate“: „2024-02-05T08:00:00+08:00“,
„duration“: „PT1M33S“,
„interactionStatistic“: {
„@type“: „InteractionCounter“,
„interactionType“: { „@type“: „WatchAction“ },
„userInteractionCount“: 2347
},
„expires“: „2024-02-05T08:00:00+08:00“
}
}
</script>
</head>
<body>
</body>
</html>
Neben Angaben zum Rezeptinhalt, einem Bild-Link, den Zutaten, der Zubereitungszeit, einem Video und den Zubereitungsschritten existiert auch dieser Eintrag:
„aggregateRating“: {
„@type“: „AggregateRating“,
„ratingValue“: 5,
„ratingCount“: 18
},
Übersetzt -und auch so in den google sowie den bing-Suchergebnissen anzeigt- heißt das: 5 von 5 Sternen von 18 Rezensenten.
Welchen Wert hat dann die Angabe einer Wertung?
Das ist eine berechtigte Frage. Abgesehen von dem Fakt, dass es Internetseiten mit einem real existierenden Bewertungssystem gibt, kann jeder Inhaltsersteller seinen Beitrag / sein Rezept mit frei erfundenen Rezensionen/Bewertungen aufpeppen. Dazu muss er nur in dieser JSON-rich-snippet-Datei die von ihm gewünschte Bewertung eintragen. „Super“ oder?! Und das gilt natürlich nicht nur für Rezepte, sondern für alle Suchergebnisse mit einer Bewertung.
Auf schmecktHier gibt es so etwas nicht – deshalb ziert unsere Rezepte immer der Zusatz: „Keine Rezensionen“.
Wir veröffentlichen ein Rezept nur, wenn es uns selbst sehr gut schmeckt und wir unbedingt wollen, dass auch andere in diesen Genuss kommen.
Wenn es nach uns ginge, hätte jedes unserer Rezepte folgende Wertung:
„aggregateRating“: {
„@type“: „AggregateRating“,
„ratingValue“: 5,
„ratingCount“: 83.000.000
},