Test: Große / Doppelte Brötchen
Verkostung von Bäcker-Semmeln in Dresden und Umgebung
Warum machen wir das?
Hat Ihr Bäcker um die Ecke seine ehemals leckeren Brötchen mit Luft aufgeblasen und proportional zu deren Volumen auch die Preise erhöht? Vielleicht nutzt er nun polnische oder chinesische Brötchenteiglinge oder rührt nur noch Backmischungen an? Ärgern Sie sich jedes Mal, wenn Sie in so ein flauschig – weiches Nichts beißen?
Oder sind Sie neugierig, ob der Bäcker Ihres Vertrauens wirklich die besten Doppelten Brötchen in Dresden bäckt?
Wir machen diesen Test, um bei der Suche nach einer besseren Bäcker-Brötchen-Alternative oder aber bei der positiven Bestätigung der eigenen Erfahrungen zu helfen. Aber nur, was helle Weizenbrötchen angeht. Ob die getesteten Bäcker gute dunkle Brötchen, leckeres Brot oder schmackofatzigen Kuchen backen, das müssen Sie selbst herausfinden. 😊
Wieso ausgerechnet doppelte Brötchen?
In unseren Augen ist dieses Weizenkleingebäck eine Art Zeigerbackware. Es ist ein einfaches Backwerk aus wenigen Zutaten und ohne Chichi aka Geschmacksablenkung. Deshalb eignet es sich gut, um herauszufinden, ob ein Bäcker sein Handwerk versteht. Ganz ähnlich wie bei der Pizza Margherita: Bekommt ein Pizzabäcker die gut hin, können seine anderen Pizze eigentlich gar nicht schlecht sein.
Wir suchen die besten Brötchen in Dresden und Umgebung
Von den derzeit ungefähr 106 lokal ansässigen Bäckern bzw. Konditoren in und um Dresden werden in verschiedenen Internetbeiträgen und im Bekanntenkreis ca. 40 genannt, deren Brötchen empfehlenswert seien.
Sollten wir uns auf dieses Hörensagen verlassen und genau diese Brötchen testen?
Pah! 40? Wir testen einfach alle Bäcker der Region Dresden! Damit sind wir auf der sicheren Seite und unabhängig von unklaren Quellen, Interessen und fremden Geschmäckern.
Jetzt werden Sie vielleicht fragen: „Und? Wurden die angeblichen Platzhirsche entzaubert?“ Ja, viele. Aber eins nach dem anderen.
Nicht in unsere Brötchenverkostung einbezogen
haben wir externe Bäckereiketten, die in Dresden nur Filialen betreiben und damit außerhalb unserer Definition für Regionalität landen. Das sind u.a.: Backwerk (Essen, Nordrhein-Westfalen), Ditsch (Mainz, Rheinland-Pfalz), Dreißig (Guben), Heberer (Mühlheim am Main), Erntebrot (Döbeln), Kamps (Schwalmtal, Nordrhein-Westfalen), Le Crobag (Hamburg), Möbius (Oederan), Raddatz (Gröditz), Schwerdtner (Löbau), Seidels Klosterbäckerei (Döbeln) und Sternenbäck (Hechingen, Baden-Württemberg).
Dass wir sogenannte Backshops von Supermärkten nicht berücksichtigt haben, versteht sich von selbst. Hier geht es schließlich um Handwerkskunst. 😊
So testen wir die hellen Doppelten
In jedem besuchten Bäcker kauften wir zwischen 12. und 21. November 2024 anonym zwei Doppelte oder große Brötchen oder Franzbrötchen oder Doppelsemmeln oder ganz egal, als was die großen Brötchen bezeichnet werden, ein. Hatte der Bäcker mehrere Varianten im Angebot, griffen wir zu der mit der höheren Krumendichte. Diese hießen dann z.B. DDR-Brötchen oder Altdeutsche. Als „Schlesische“ bezeichneten einige Bäcker Doppelte mit einer weicheren, luftigeren Krume. Unter einem „Franzbrötchen“ kannten wir bisher nur ein zimtig-süßes Gebäck aus Hamburg. Warum einige Bäcker ihre großen Brötchen auch so nennen, konnte uns keiner erklären.
Im heimischen Testlabor angekommen, wurde ein Doppeltes aufgeschnitten, ein Foto gemacht und es ging an die sensorische Prüfung. Wir bewerteten Aussehen, Kruste, Krume, Textur, Geruch und natürlich den Geschmack inclusive Mundgefühl jeweils mit 0 bis 10 Punkten.
Danach wurden die Maße des Brötchens genommen: Der Testkandidat wurde gewogen, mit Wachs überzogen und sein Volumen mittels Überlaufmethode bestimmt.
Alle erhobenen Daten flossen in eine Excel-Tabelle ein und wurden u.a. zum Brötchenpreis in Relation gesetzt. Einige der ermittelten Werte finden Sie in unserer Wertungstabelle wieder. Mittels der Sortierfunktion in den Spaltenköpfen können Sie das Billigste, das Aufgeblasenste (geringste Dichte) oder das am besten bewertete Doppelte Brötchen herausfinden.
Dichtebestimmung als einziges objektives Merkmal für die Aufgeblasenheit
Das Volumen eines unregelmäßigen Körpers -wie das einer Doppelsemmel- bestimmt man am einfachsten (und genauesten) mittels Überlaufmethode. Dazu wogen wir mit einer grammgenauen Waage das übergelaufene Wasser, was unmittelbar mit dem Volumen des untergetauchten Brötchens korreliert.
Um eine Verfälschung des Messergebnisses durch aufgesaugtes Wasser zu verhindern, tauchten wir jedes zu vermessende Brötchen zunächst in heißes, flüssiges Wachs. Dadurch erhielt es eine hauchdünne, wasserundurchlässige Hülle und konnte kein Wasser mehr aufnehmen. Aus ersten Versuchen wussten wir, dass ein Brötchen locker bis zu 300 ml Wasser aufsaugen kann. Dieses aufgesaugte Wasser hätte sonst das ermittelte Brötchenvolumen verringert.
Ja, die Brötchen-Verkostung ist subjektiv
Mal abgesehen von Preis, Gewicht, Volumen und dem fotografisch festgehaltenen Aussehen der einzelnen Verkostungsobjekte basieren alle anderen Ergebnisse auf dem persönlichen Geschmacksempfinden der Tester. Wir versuchten aber, alle verkosteten Brötchen so neutral und unvoreingenommen wie möglich zu behandeln. Dabei gingen wir nie hungrig ans Werk und neutralisierten unsere Geschmackspapillen nach jedem Testprobanden mit Wasser. Und da die Kruste meist das leckerste an einem Brötchen ist, verkosteten wir nur die Krume.
Brötchenprüfungen führen auch das Brotinstitut und die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) durch. Im Gegensatz zu uns ist bei denen z.B. eine zu dichte Porung bzw. „geringe Lockerung“ der Krume ein Mangel. Dort gibt es auch x Arten von Fehlern, die ein Brötchen-Ausbund haben kann.
Wir haben die Bewertungsmerkmale der Brotprüfer ebenfalls notiert, gewichten diese aber etwas anders. Besonders achten wir auf ein ansprechendes Äußeres, eine knusprige Kruste, eine gute Teigbeschaffenheit (Textur) sowie Geruch und Geschmack. Unsere Wichtung sieht so aus:
- Form, Aussehen: 4-fach
- Kruste: 4-fach
- Krume: 1-fach
- Textur: 4-fach
- Geruch + Geschmack: 4-fach
Hier einige Fehler bei Brötchen und deren Ursachen.
Wie sollte ein gutes Doppeltes / Großes Brötchen schmecken bzw. sich anfühlen?
Äußerlich sollte es eine relativ glatte, glänzende braune Oberfläche haben. Seine Form sollte entweder gedrungen hoch oder eher 8-förmig-rund und flach sein – ab und zu mit einem breiten, flachen Längsriss bzw. Schnitt („Ausbund“ genannt). Ein Doppeltes lässt sich in der Mitte mühelos in zwei halbe Teilbrötchen auseinanderreißen – sollte aber nicht auseinanderfallen.
Der Fachmann bezeichnet eine gute Kruste als „rösch“. Gut rösch ist sie, wenn sie ringsum knusprig und zartsplittrig, aber weder krümlig noch zu spröde / zu hart ist. Abblätternde Krustenbruchschollen deuten auf nicht fachgemäß behandelte Tiefkühlbrötchen hin. Eine dickere Kruste verhindert das schnelle Austrocknen und Altbackenwerden des Brötchens.
Im Inneren sollte sich ein halbwegs gleichmäßiges, dichtes, elastisches Krumenbild ohne größere Löcher finden.
Bereits beim Durchschneiden zeigt sich, ob das Brötchen eine elastische und gut durchgebackene Textur hat, die nicht am Messer kleben bleibt und nach einem Fingerdruck schnell zurückfedert. Dieser Daumendruck offenbart auch, ob ein Teig eher dicht (fest-elastisch) oder luftig aufgeblasen (weich-elastisch) ist.
Ein Doppeltes riecht so, dass man am liebsten hineinbeißen möchte und schmeckt nach Weizen und nach nichts anderem.
Testergebnis: Die Leckersten und die größten Luftnummern unter den Doppelten Brötchen in Dresden
Generell kann man sagen, dass fast alle vorgefundenen Doppelbrötchen genießbar sind. Beim Geschmack und Geruch gibt es nur geringe Nuancen – bis auf ein paar Ausnahmen:
- Was sicher viele freuen wird, ist das Vorhandensein von Röstaromen, die offensichtlich auf eine dunkle Bräunung zurückzuführen sind. Daneben gab es aber auch an Bier-, Kohle- und Tierstallgeruch erinnernde Noten wahrzunehmen. Letzteres fanden wir nicht so toll. Da sich nach dem Fotoshooting dieser Probanden (Sarodnick, Willner, Höring, Gradel, Hennig, Richter (Bautzner 139), Pfützner) Fettflecke auf der Unterlage fanden, tippen wir auf den Einsatz von Schweineschmalz, das die Krume der Brötchen lockerer machen und es länger frisch halten soll. Als Alternative zum Einsatz von Schmalz wird in DDR-Brötchen-Rezepten die Verwendung von Molke angegeben.
Dass der Einsatz eines Fettes im Doppelten nicht nach Tier schmecken muss, bewies Bäcker Firla aus Arnsdorf. Seine Brötchen hatten zwar ein kleines Knusprigkeitsproblem, punkteten aber mit Bestnoten bei Geruch und Geschmack.
- Ein interessantes und leckeres Aroma – vielleicht von einem besonderen Getreidemehl- fanden wir bei einem Brötchen vom Bio-Bäcker Spiegelhauer aus Pirna. Wir haben telefonisch und per E-Mail versucht dem auf den Grund zu gehen. Leider machte der Telefon – „Support“ immer Pause, wenn wir anriefen und auf die E-Mail gab es keine Reaktion.
- Dass wir bei der Verkostung spontan notierten, der Geruch sei herrlich und zum Reinbeißen, passierte uns nur fünfmal und zwar bei Brötchen der Bäckerei Rothe aus Trachau, dem Mühlenbäcker aus Zschachwitz, der Bäckerei Klein (ex Trepte) aus Radebeul, bei Bäcker Firla aus Arnsdorf sowie bei der Bäckerei Sachse aus Coswig-Brockwitz.
Äußerlich gab es -abgesehen von unterschiedlicher Form, Größe und Glanz- ab und zu Mehl, schwarze Verfärbungen in der Kruste und sogar Kümmel zu finden. Ob Letzteres Absicht war und die schwarzen Verfärbungen eventuell auf das Backen in einem holzgefeuerten Ofen zurückzuführen waren, können wir nicht sagen.
Bei einigen Bäckern fiel der Bräunungsgrad von Brötchen zu Brötchen unterschiedlich aus. Dies kann man auf zweierlei Arten interpretieren, wobei wahrscheinlich das Zweite zutrifft:
- Es gibt ein Problem mit gleichbleibender Qualität oder
- Der Bäcker kann auf jeden Kundenwunsch nach helleren oder Brötchen mit mehr Röstaromen eingehen.
Vielen Testkandidaten war eine fehlerhafte Behandlung von Tiefkühl-Teiglingen anzusehen. Eingefallene, ledrige Seiten und Schrumpfungsfalten im Boden sowie absplitternde Krustenteile sind typische Fehler bei derartigen Halbfertigerzeugnissen.
Wenn Brötchen im Ofen zu dicht beieinander lagen oder sich gar berührten, wurden deren Seiten weniger bzw. gar nicht knusprig gebacken. Leider fanden wir auch solche Brötchen häufig. Wir behaupten einfach mal, dass die Kunden sicher Brötchen mit ringsum schön röscher Kruste bevorzugen würden.
Große Unterschiede gab es bei Gewicht, Luftigkeit (Dichte) und teilweise der Textur, was sich auf das Mundgefühl (Neigung zum Knödeln – also zum Zusammenballen einer Teigmasse im Mund) auswirkt. Dies ging häufig mit einem länger anhaltenden, teils unangenehmen Nachgeschmack einher.
Die Krume des Brötchens der Bäckerei Richter (DD, Bautzner Landstr. 139) verwandelte sich zu großen Teilen in einen Teigklumpen, als wir versuchten, es durchzuschneiden. Dafür gab es null von zehn Punkten – die schlechteste Wertung beim Kriterium Textur. Ähnliches passierte beim Doppelbrötchen von Konditor Zscheile. Beim Weizenbrötchen der Herzensbäckerei aus Peganau war die Bestimmung der Textur quasi unmöglich, da die Krume fast nur aus Löchern bestand. Da scheint es einen Deal mit Butter- oder Marmeladenherstellern zu geben. 😉
Den Prototyp eines Luftbrötchens lieferte die Feinbäckerei Stephan aus Ottendorf-Okrilla. Aus einem 87,1 g schweren Teigklümpchen ein Franzbrötchen mit 633 cm³ Volumen zu zaubern, dazu gehört schon eine amtliche Luftpumpe. 😉 Man glaubt es kaum, aber was die geringste Dichte eines großen Brötchens angeht, hat noch ein anderer Bäcker mitzureden. Das mit 13,52 g/100 cm³ geringte Verhältnis Masse zu Volumen kam aus der Backstube von Konditor Schreiber in Pirna. Dort wird der Brötchenbeutel am schnellsten voll, wiegt aber trotzdem nicht die Welt! 😉
Ein Brötchen, das aus anderem Grund aus dem Rahmen fiel, war das Große von Bäcker Bicknäse aus Rödern. Äußerlich war es unförmig, hatte Falten, Risse, Knoten und war vollkommen glanzlos. Auch für die Kruste konnten wir nur null von zehn Punkten vergeben. Diese war faltig, ledrig, teilweise bemehlt, ohne jede Fensterung und hatte schwarze Verfärbungen. Verrückterweise schmeckte es aber sehr gut.
Z … Brötchen aus dem Dresdner Zentrum
(1-2, 22, 26-29, 37-39, 43-47)
Nördliche Semmeln (3-7, 48-55, 61-68, 70-73, 106)
Östliche Doppelte (30-36, 40-42, 53, 93-105)
Franzbrötchen des Südens (23-25, 84-92)
Große westliche Brötchen (8-21, 56-60, 69, 74-83)
Testsieger und -verlierer
- Unsere Wertungstabelle listet 21 sehr gute (8,5-10 Punkte), 58 gute (6,5-8,5 Pkt.), 18 befriedigende (4,5-6,5 Pkt.) und 9-mal naja (2,5-4,5 Pkt.) Brötchen auf.
- 17 Brötchen erhielten für ihre Kruste die Höchstnote von 10 Punkten: Graf, Sixt, Maaß, Werner, Hünich, Grohmann, Siemank, Franke, Medger, Heinze, Klein, Jacobi, Langholz, Grafe, Friedrich, Kunze (FTL) und Spiegelhauer.
- Zehnmal vergaben wir die 10 für den Geschmack: Sixt, Marktbäcker, Maaß, Gehre, Eisold, Firla, Bicknäse, Reindel, Krahl und Kunze (FTL).
- Eine super Textur hatten 18 Brötchen: Graf, Sixt, Schleinig, Gruttke, Gehre (Lockwitz), Mühlenbäckerei (DD), Grohmann, Hentschel, Werner Ringel, Heinze, Klein, Jacobi, Firla, Reindel, Zur Bachmühle, Krahl und die beiden Kunzes aus FTL und Heidenau.
- Für das Aussehen vergaben wir nur viermal die 10: Die Bäckereien Graf, Rothe, Grohmann und Medger sahnten hier ab.
- In der Gesamtwertung lagen 15 Brötchen über der magischen 9: Sixt, Grohmann, Klein, Kunze (FTL), Graf, Heinze, Jacobi, Maaß, Mühlenbäckerei (DD), Spiegelhauer, Siemank, Reindel, Kunze (Heidenau), Krahl und Gehre (Lockwitz). Nimmt man dann noch hinzu, wieviel man pro Wertungspunkt zahlen muss, sind Kunzes aus Freital und Heidenau, Heinze, Grohmann, Krahl, Graf und Siemank die preiswertesten unter den Besten.
- Am anderen Ende der Wertungsskala mit einer „naja“ Wertung (2,5-4,5 Pkt.) finden sich die Bäcker: Gradel, Kunadt, der Herzensbäcker, Willner, Bicknäse, Schreiber, Schmidt (Gittersee), Hiekel und Zscheile.
- Preis-Leistungs-Verhältnis: Rechnet man aus, wie viel man pro 100 Gramm bezahlt, kommt ausgerechnet das Brötchen der Konditorei – Bäckerei – Café Zscheile aus Klotzsche (4,41 /10 Punkten) mit 136 Cent auf den höchsten Wert, während man bei einem der Testsieger, der Bäckerei Kunze aus Freital (9,59/10 Punkten) nur 72,5 ct/100g zahlen muss. Nicht ganz so günstig -aber immer noch am sehr günstigen Ende der Skala- stehen die noch besser bewerteten Doppelten der Feinbäckerei – Conditorei Eiko Grohmann (9,71/10) und der Bäckerei Jan Sixt ebenfalls mit 9,71 von 10 Punkten.
- Überraschenderweise erhielten zwei der voluminösesten und wenig dichten Brötchen, nämlich die von Bäckerei Maaß (568 cm³, 9,29 Punkte) und der Dresdner Mühlenbäckerei (560 cm³, 9,29 Punkte) eine sehr gute Wertung .
In der Tabelle war dafür kein Platz mehr, aber hier noch eine Mini-Hitparade der voluminösesten und zierlichsten Brötchen unseres Tests:
Wertungstabelle
Blau eingefärbt sind in der Tabelle Bäckereien, die auf unsere E-Mail-Frage, ob sie Backmischungen oder zugekaufte TK-Teiglinge verwenden, mit nein geantwortet haben.
Ein Klick auf die Tabellenzeile zeigt auf kleinen Blidschirmen verborgene Details an.
Erklärung zu den Spalten: /10: Anzahl Wertungspunkte von erreichbaren 10, ct: Stück-Preis in Euro-Cent, g: Masse in Gramm, ct/100g: Preis pro 100 g in Cent/100 g, Dichte in g/100 cm³, weich/mittelfest/fest/sehr fest (abgekürzt: w/mf/f/sf): Festigkeit der Krume.
Die verbale Wertung „Verkostung“ arbeitet die Wertungskriterien ab: Aussehen > Kruste > Krume > Textur > Geruch > Geschmack.
Kurioses und Interessantes, was wir beim Brötchentest erlebten
Ein Filialbäcker bietet bei gleichem Preis normale große Brötchen und „Ofenfrische“ an. Auf Nachfrage wurde das folgendermaßen erklärt: Die Normalen werden in der Zentrale in der Nacht gebacken und früh in die Filialen geliefert. Die „Ofenfrischen“ werden als Teiglinge geliefert und in der Filiale gebacken – kommen dann also direkter aus der Hitze. Aber ob der Ofen der Filiale die gleiche Qualität liefern kann, wie in der Hauptbackstube? Getestet haben wir jedenfalls die nicht „Ofenfrischen“.
In einem Bäcker hing ein Schildchen mit der Bitte, doch die eigenen Beutel für Brot und Brötchen mitzubringen. Das fanden wir sehr löblich. Da wir kein eigenes Wegtragebehältnis dabeihatten, wurden uns unsere zwei Testobjekte aber freundlicherweise trotzdem in einer kleinen Papiertüte überreicht.
Dagegen legte uns ein anderer Bäcker im Norden unseres Testgebietes die zwei georderten Brötchen ganz ohne Nachfrage einfach so nackt auf die Theke.
Eine sehr gute Müllvermeidungs- und Abholungsmanagementidee gab es in Trachenberge zu bestaunen: Kunden, die etwas im Laden bestellten, zahlten auch gleich und gaben dem Bäcker ihren Beutel. Dieser lag dann mit Namensschild, schon bezahlt und befüllt zur Abholung im Verkaufsraum bereit. Damit mussten sich die Abholer nicht in die Schlange einreihen, schnappten sich ihren Beutel und waren wieder weg. Praktisch!
Die Bäckerei „Brot und mehr“ vom Weißen Hirsch konnten wir nicht testen, da dort nur Brötchen aus Dinkel-Sauerteig und keine Hefeweizenbackwaren angeboten werden. … um sich aus unserem Test davonzustehlen, ein cleverer Schachzug! 😉
Fazit
Wir haben sie gefunden, die richtig leckeren Brötchen im Raum Dresden. Und wir haben auch die Luftikusse, die Blender, die Dünnkrustenbohrer unter den Doppelten aufgespürt.
Gelernt haben wir aus diesem Test, dass ein schönes, dichtes und leckeres Brötchen nicht unbedingt das sein muss, das „DDR“ oder „Altdeutsch“ im Namen trägt. Auch besondere Backverfahren (Holzdirektfeuerung), Berichte in Tageszeitungen oder Lobpreisungen in Internetforen sind keine Garantie für gute Semmelqualität. Selbst eine hohe Dichte oder ein besonders schweres Brötchen muss nicht bedeuten, dass einem dieses zusagt.
Naheliegenderweise spielen persönliche Vorlieben die Hauptrolle beim Küren des eigenen Lieblings-Brötchen-Lieferanten. Während der Eine auf sehr dichte, feste und schwere Brötchen schwört, graust es den anderen schon beim Gedanken daran, wie sich eine stetig wachsende Teigkugel im Mund zusammenballt.
Uns zum Beispiel sind die flachen Doppelten lieber, da dort das Verhältnis Kruste zu Krume eher zugunsten des knusprigen Brötchenteils ausschlägt.
Warnung für die Interpretation der vergebenen Bewertungen
Die Bewertungskriterien für die Beschaffenheit von Äußerem, Kruste, Krume, Textur, Geruch und Geschmack wurden von DLG / Brotinstitut / Bäckerinnung nicht dazu geschaffen, um nicht handwerklich hergestellte bzw. vorgefertigte Brötchen zu entlarven. Diese können durchaus in allen Kategorien mit „Sehr gut“ abschneiden und müssen trotzdem keineswegs eine dichte, feste Krumenstruktur haben, wie man sich das vielleicht wünscht. Um Ihr Wunschbrötchen zu finden, müssen Sie noch andere Kriterien mit einbeziehen.
Unser Rat: Wie erkenne ich ein gutes Brötchen oder einen Blender?
Ein guter Anhaltspunkt für die Suche nach dem persönlichen Favoriten sind die Fotos in Verbindung mit ihrer Bewertung und ihren Dichtewerten aus der Tabelle. Vielleicht noch hilfreicher ist die Angabe im Feld w/mf/f/sf, die angibt, ob der Kandidat eine weiche, mittelfeste, feste oder sehr feste Textur hatte.
Na dann: Viel Erfolg beim Probieren und lassen Sie die Kruste krachen! 😊
PS 1: Sollte sich ein Preis geändert haben oder Sie einen Fehler entdecken, kurze Mail an uns. Danke.
PS 2: Selbst bezahlt, unvoreingenommen, unbestechlich
Alle doppelten Brötchen wurden anonym vom eigenen Geld eingekauft. Niemand bei schmecktHier hat Leistungen oder Vergünstigungen in irgendeiner Form von einem der getesteten Bäcker erhalten. Desgleichen existieren bei schmecktHier keinerlei positive oder negative Vorurteile gegen einen der Bäcker.
PS 3: Bei einem Bäcker waren wir zu spät
Am Ende einer unserer Brötchensammeltouren machten wir in Meißen-Triebischtal bei der Bäckerei Riedel halt. Dort gab es aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit keine hellen Brötchen mehr. Nur ein einzelnes Großes, das beschädigt war und eigentlich nicht verkauft werden sollte. Wir haben darum gebettelt, um den Weg nicht noch einmal fahren zu müssen. Es wurde uns gewährt und wir haben im Gegenzug die äußerlichen Beschädigungen bzw. Mängel nicht gewertet.
Sonstige Infos rund um Doppelte Brötchen, von manchen auch Ostbrötchen oder DDR-Brötchen genannt
Bäcker Süpke aus Sömmerda in Thüringen hat ein viel beachtetes Rezept für sogenannte DDR-Brötchen aufgeschrieben.
Eine sehr gute Schritt-für-Schritt-Backanleitung mit vielen Bildern nach Süpkes Rezept hat Okraschote veröffentlicht.
Der Plötzblog hat auch ein Rezept und nennt das Große/ Doppelte Brötchen „Dresdner Franzsemmel“.
Den Legenden rund um das DDR-Brötchen widmen sich einige Beiträge: Tag24, SZ …