Veganer Hackepeter, Veganes Mett / Bohnen-Umami-Brotaufstrich
Gehacktes fürs Brötchen ganz ohne Tier
Die Ansprüche von Veganern
Für mich als Nicht-Vegetarier wirkt es immer etwas ulkig, wenn Veganer den Geschmack von Fleisch nachahmen wollen und diesen Nahrungsmitteln dann sogar die Namen der Fleischvorbilder verpassen. Aber egal, jedem Tierchen … 🙂
Ich und sicher auch viele andere haben Veganer im Umfeld, die sich fast ausschließlich von industriell hergestellten Nahrungsmitteln ernähren, die eher einem sehr zucker- bzw. salzhaltigen Chemikaliencocktail ähneln und bei denen sich einem geschmacklich die Zehennägel aufrollen. Aber wir Fleischesser sind ja nicht herzlos und gönnen den Veganern auch mal etwas Gutes, oder?! 😉
Deshalb habe ich mich im Netz umgeschaut, was es für halbwegs brauchbaren Ersatz für Hackepeter gibt. Denn es stand eine Familienfeier an, bei der u..a. Brötchen – auch mit selbst angerührtem Hackepeter- gereicht werden sollten. Wobei sich die eingeladenen Vegetarier und Veganer geschmacklich gleich gewertschätzt fühlen sollten.
Veganes Mett, Tofu-Mett, Reis-Mett, Tomatenpeter, veganer Hackepeter
Grob zusammengefasst habe ich im Internet Folgendes zum Thema gefunden:
- Reiswaffeln, die nach Tomate schmecken,
- Reiswaffeln, die nach Tomate und Paprika schmecken,
- Reiswaffeln, die nach Tomate und Knoblauch schmecken,
- Bohnen oder Kichererbsen mit diversen vorfabrizierten Würzmischungen und
- Tofupaste, die nach gewürzter Tomate schmeckt.
Fast alle veganen Hackepeterrezepte, die man so findet, sind gewürzte Tomatenpasten. Warum diese Brotaufstriche „Veganer Hackepeter“ genannt werden, erschließt sich mir nicht. Warum nicht einfach ein paar Tomatenscheiben aufs Brötchen legen? Das ist doch viel leckerer und macht keine Arbeit.
Der Puffreis der Reiswaffeln ist geschmacklos und dient nur der Auflockerung und der Imitation der weißen Fettstücke des fleischlichen Metts. Da ihn aber fast alle verwenden, scheint er sich bewährt zu haben.
Mein Rezeptansatz für ein veganes Mett
Für einen Fleischgeschmack unerlässlich: Umami, Umami und noch einmal Umami.
Worin ist der Fleischgeschmack Umami enthalten? In Pilzen, Hefe, Sojasoße und Tomate.
Das rote, blutige Aussehen des veganen Brotaufstrichs kann von Tomate, roter Bete oder Paprika stammen. Meine Präferenz liegt jedoch eindeutig auf dem Geschmack. Eine leuchtend rote Farbe, die ans tierische Original erinnert, ist mir nicht so wichtig.
Für die lockere Konsistenz sind tatsächlich die zerbröselten Reiswaffeln gut geeignet, die zudem überschüssige Feuchtigkeit aufsaugen.
Nun benötigt man noch eine nahrhafte, leckere Grundmasse, ein Fundament, um alles zusammenzuhalten. Champignons (wegen des Umami) sind mir zu wässrig und geschmacksarm und Steinpilze verwende ich als Würze. Hülsenfrüchte, insbesondere Kidneybohnen sind meine erste Wahl für diese Funktion.
Damit steht das Rezept für den veganen Hackepeter eigentlich schon. Müssen wir nur noch die Mengen, eventuelle Beigaben und Gewürze austarieren.
Bei den Kochtests zum Rezept habe ich zusätzlich probiert: Rote Bete roh und gekocht, Möhre und rote Linsen. All das verwässert den Geschmack und ist deshalb nicht empfehlenswert.
Herausgekommen ist kein echter Hackepeter und auch keine Tomatenpaste, sondern ein ziemlich leckerer Bohnen-Umami-Aufstrich. Sollte ihnen irgendwo ein Bild mit herrlich rotem veganem Hackepeter begegnen, ist das sicher eine der erwähnten Tomatenaufstriche oder für das Bild wurde aus versehen echter Hackepeter verwendet.
Wie macht man Fleischessern Angst?
Indem man seinen hungrigen Gästen bei einer Familienfeier mehrere Platten mit halbierten, veganen Hackepeterbrötchen auf den Tisch stellt und suggeriert, es gäbe nichts anderes. 🙂
Fast jeder hat dann mehr oder weniger gezwungenermaßen meinen veganen Hackepeter probiert und es war ein leichtes, überraschtes Kopfnicken bis hin zum begeisterten „Wow“ von den Veganern zu vernehmen.
Na gut – danach habe ich dann die echten Hackepeterbrötchen auf den Tisch gestellt und alle waren erleichtert und glücklich. 🙂
Rezept: Veganer Hackepeter / Veganes Mett / Kidney-Umami-Aufstrich
Zutaten für 4-5 Brötchenhälften
140 g Kidneybohnen (trocken, über Nacht eingeweicht + weichgekocht oder 240 g abgetropft, aus der Dose)
½ EL gemahlene Haferflocken
1-2 EL Tomatenmark
5 g getrocknete Steinpilze, fein gemahlen, mit 4 TL Wasser zu einer Paste verarbeitet
4 Tropfen Flüssigrauch (Buche oder Hickory)
2-3 TL Sojasauce
3 EL Öl (geschmacksneutral)
1 MSp. Kümmel, gemahlen
2 TL Hefeflocken
Schwarzer Pfeffer aus der Mühle
½ TL Salz
½ Zwiebel, fein gewürfelt
½ Zehe Knoblauch, durchgepresst
3 Reiswaffeln
Zubereitung
Abgetropfte Kidneybohnen mit allen anderen Zutaten -außer Reiswaffeln, Zwiebeln und Knoblauch pürieren. Mit Sojasauce, Pfeffer und ggf. Flüssigrauch und Tomate abschmecken.
Reiswaffeln zerbröseln.
Zunächst Zwiebel und Knoblauch und zuletzt den Reis zu der Bohnen-Würzpaste mischen.
Mindestens 30 Minuten, besser über Nacht durchziehen lassen.
Will man, dass der Reis noch etwas knuspert beim Essen, dann diesen erst kurz vor Verzehr untermengen.
Nun nur noch Brötchenhälften belegen und dekorieren.
Guten Appetit!
Deko-Tipp: Zwiebelringe in kaltes, etwas gesalzenes Wasser einlegen –das mindert den zwiebligen Geruch. Auch passend; Gewürzgurkenscheibe und Petersilie/Schnittlauch/Brunnenkresse.
Hinweis zum Flüssigrauch (Liquid smoke): Er enthält nur gereinigtes Rauchkonzentrat und ist keine Grillsauce, die nur so ähnlich heißt! Es gibt 3 Sorten Flüssigrauch: Hickory (amerikanische Walnuss), Hartholz und Buche. Am kräftigsten, allerdings mit einem für uns auch etwas ungewohnten Aroma ist Hickory. Über Buche werden in Deutschland alle möglichen Dinge geräuchert -das kennt unser Gaumen also.
Gebraten als Hamburger-Patty? Ja, auch gebraten schmeckt dieser Hackepeter super. Er ist aromatisch und schön saftig. Allerdings muss man einiges an zusätzlicher Bindung einbringen, damit er nicht zerfällt und ihn dann auf kleinster Flamme braten. Probiert habe ich es nur mit einem Esslöffel gemahlenen Leinsamen zusätzlich im Teig (mit 30‘ Quellzeit). Das reicht nicht aus, um einen stabilen Brätling zu erhalten. Da muss wahrscheinlich Mehl oder ein anderes Bindemittel dazu.
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