Vorgestellt: verpackungsfrei einkaufen bei Lose Dresden

Warenröhren im verpackungslos Laden

Verpackungsfrei Lose Dresden: Warenröhren, Elch Ole Torben über der unverpackten Sitzecke

Eine der Pioniere bei den Verpackungsfrei – Läden in Deutschland

Seit dem 1. April 2015 gibt es in der Böhmischen Straße 14 in der Dresdner Neustadt den Verpackungsfrei – Laden, in dem Berit Heller nur Dinge verkauft, die der Kunde zu Hause nicht auspacken und die Verpackung entsorgen muss. schmeckt Hier hat den verpackungslosen quasi Bio – Laden besucht und sich mit der Inhaberin unterhalten.

Den einleitenden Smalltalk sparen wir hier mal aus und kommen gleich zu des Pudels Kern.

schmeckt Hier: Gab es ein Erlebnis, das dich zu dem Sprung ins kalte verpackungsfreie Tante-Emma-Wasser gebracht hat?

Frau Lose: Ein einzelnes Erlebnis direkt gab es nicht. Ich hab mich einfach schon immer für die Umwelt interessiert und die Themen, die in den letzten Jahren so aufgeploppt sind, haben ziemliches Unbehagen bei mir ausgelöst. Dazu kam, dass der gutbezahlte Job in einer großen Firma, den ich 20 Jahre lang gemacht habe, irgendwie nicht mehr zu meiner Vorstellung vom Leben passte. Wenn man sich dann selbst reflektiert und sich fragt: Was machst denn du eigentlich? Du arbeitest für eine Firma, die Elektronikschrott produziert. Kurz: Ich wollte den Job nicht mehr machen und diesen Neuanfang gleich nutzen, etwas für meine Überzeugung und die Umwelt zu tun.

Ich kannte das Prinzip der Unverpackt Läden schon, denn vor mir haben in Deutschland schon 3 aufgemacht.

schmeckt Hier: Der erste war in Kiel, oder?

Frau Lose: Ja genau, die meisten kennen nur den in Berlin, der war der Zweite und den Dritten vergesse ich immer wieder. Irgendwas mit M…, nicht München, die kamen später, Münster auch nicht.

Jedenfalls war klar: Ich will so einen Laden aufmachen, bissel was tun und nicht nur reden.

schmeckt Hier: Wie hast du dich auf die Eröffnung vorbereitet, was waren deine ersten Gedanken und Wege?

Frau Lose: Was das Ladenkonzept an sich angeht war eigentlich alles klar: gute Bio- und regionale Produkte, die alle unverpackt verkauft werden. Aber meine Vorstellung von nachhaltigem Leben betrifft nicht nur die Sachen die ich verkaufen will, sondern auch den Laden selbst. Bis auf 2 Neu-Geräte haben alle Möbel und sonstigen Einrichtungsgegenstände – wie auch die Technik schon ein anderes Leben vor Lose hinter sich. Wiederverwendung und Wertschätzung gehört für mich einfach zum Nachhaltigkeitsgedanken dazu.

Der erste Weg – schon in der Planungsphase- führte mich zu den zuständigen Stellen der Stadt. Dort wollte ich ein Gefühl dafür bekommen: Was ist denen wichtig, worauf muss ich achten? Ich hatte einfach keine Lust im eröffneten Laden zu stehen und die Hygiene kommt und macht mir den Laden dicht.

Diese frühzeitige Einbindung hat mir im Rückblick betrachtet sehr geholfen und auch die Behörden sind mit mir zusammen in dieses neue Thema „Unverpackt“ eingestiegen. Bis heute halte ich ständig Kontakt, was – so mein Eindruck- wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde und wird.

Verpackungslos Laden in der Böhmischen Str. 14, Dresden
Blick vom Eingang in den verpackungsfreien Laden in Dresden
Notfallecke mit Verpackungen zum Wiederverwenden im verpackungslosen Geschäft
Baumwollbeutel im Verpackungslos-Laden in Dresden
Körperpflegeprodukte
Haupttätigkeit im Verpackungslosladen in Dresden: Umfüllen der losen Lebensmittel
häufig im Einsatz im Verpackungslosladen: Holzschäufelchen
Kaffee, Tee, Backzutaten, Müsli zum selbst Abfüllen
Waschmittel, Teigwaren, Reis, Gemüse ohne Verpackung in Dresden
Warenröhre mit Ventilrädern im Verpackungslos-Laden in Dresden
Ole Torben ein Elch ohne Verpackung bei Lose in Dresden
Lebensmittel selbst abfüllen, wiegen und an der Kasse des Verpackungsfreien Ladens bezahlen.
Frische regionale Produkte ohne Verpackung an der Frischetheke
Verpackungsfreier Lebensmittel-Laden in Dresden: regionale Produkte in Großpackung
frische regionale Produkte beim Abfüllen im verpackungslosen Laden in Dresden
Laden in der Böhmischen Str. 14
Blick vom Eingang
Notfallecke
Natur-Baumwollbeutel
Körperpflege
Haupttätigkeit: Umfüllen
Holzschäufelchen
Kaffee, Tee, Backzutaten, Müsli
Waschmittel, Teigwaren, Reis, Gemüse
Warenröhre mit Ventilrädern
Hier wache ich: Ole Torben
Gefäß wiegen, füllen, bezahlen
Frischetheke
Lieferung in 25 kg Säcken
wieder Umfüllen
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schmeckt Hier: Seit mehr als 2 Jahren gibt es nun Lose unverpackt. Wie haben die Dresdner deinen Laden angenommen und wie bist du damit zufrieden, wie sich deine Idee entwickelt hat?

Frau Lose: Es ging ziemlich schnell, dass es einen Stammkundenkreis gab. Das war sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass ich schon vorher viel Medienarbeit geleistet habe. Ich habe Plakat- und Postkartenaktionen gemacht und die ganze Sache über die Startnext – Crowdfunding Plattform angeschoben. Schon vor Eröffnung hatte ich 2.000 Fans bei Facebook.

Der Kundenkreis ist stetig gewachsen. Zuerst kamen die, die über meine Öffentlichkeitsarbeit von meinem Laden gehört haben, dann kamen deren Bekannte und seit vielleicht einem halben Jahr kommen Kunden, die aktiv nach einer Möglichkeit suchen, verpackungslos einzukaufen. Die sind schon vorbereitet auf ihren ersten Besuch bei mir: haben Gefäße dabei, wissen schon wie’s funktioniert und wollen nicht nur mal gucken sondern nehmen gleich die ersten Dinge mit. Das sind Leute, die sich ganz bewusst für eine neue Lebensart entschieden haben, weil der ganze Verpackungswahn ihnen auf den Senkel geht.

Ich hab mal den Umsatz Juni/Juli mit dem vom letzten Jahr verglichen. Da kann man nur sagen: ja, echt tolle Entwicklung!

schmeckt Hier: Hast du den Eindruck, dass deine Kunden Menschen sind, die nur einmal im Jahr etwas fürs Gewissen tun wollen oder sind das Leute, die sich ernsthaft damit beschäftigen und wirklich regelmäßig herkommen?

Frau Lose: Hier kommt eigentlich niemand nur einmal im Jahr her, um sein Gewissen zu beruhigen. Kunden, die hierher kommen, haben sich dafür entschieden, ihr Leben zu ändern und eben einfach bewusster zu leben und zu konsumieren.

Vor ein paar Wochen hatte ich eine Erst-Kundin, die hatte schon Döschen dabei und hat dann noch Bio-Baumwollbeutel, festes Shampoo, eine Dauerbackfolie und andere Sachen mitgenommen. Es sah so aus, als ob sie sich ihr Leben neu ausstatten wollte.

schmeckt Hier: Wo kommen deine Kunden her?

Frau Lose: Die Stammkunden von Um-die-Ecke kommen 3-4-mal die Woche, Leute von weiter weg kommen einmal die Woche und einige aus dem Umland sind einmal im Monat da, um ihren Vorrat an unverderblichen Dingen, wie z.B. Müsli aufzufüllen. Die gehen dann mit kiloweise Müsli, Datteln, Aroniabeeren und Mandeln hier raus.

schmeckt Hier: Auf deiner Homepage Lose Dresden sagst du, die Wünsche deiner Kunden seien dir wichtig. Was bedeutet das und wie hat sich das auf das Angebot ausgewirkt?

Frau Lose: Ja, das ist ein Thema, was mir von Anfang an wichtig war: Bei den Menschen zu sein. Damit sie merken, dass mir die Sache wichtig ist.

Schon bei der Eröffnungsfeier habe ich Umfragezettel ausliegen gehabt, wo unter anderem gefragt wurde: was wünschst du dir noch? Die Kunden haben rege ausgefüllt und ich hab mir die Sachen ausgesucht, die nicht nur einmal auf einem Zettel standen und habe die mit reingenommen.

Jetzt gerade sind durch einen Miniumbau des Ladens 4 Warenröhren freigeworden. Auf Facebook habe ich gefragt: Was wünscht ihr euch, was soll dort neues rein? Ergebnis ist, das es ab sofort auch Reisflocken und glutenfreie Haferflocken gibt.

schmeckt Hier: Und kommen dann auch die, die ihre Wünsche geäußert haben und kaufen das neue Produkt?

Frau Lose: Ich antworte mal mit einem O-Ton einer Kundin: „Ich wollte dich mal fragen: Hast du jetzt die glutenfreien Haferflocken schon da?“ Frau Lose: „Ja, dort in der Röhre.“ Kundin: „Ohhh, super!“

Auch die Mädels von gegenüber haben die neuen Flocken gleich kiloweise weggeschleppt. Mit anderen Worten: Das klappt super.

schmeckt Hier: Woher stammen deine Produkte?

Frau Lose: Ich habe 2 Bio Großlieferanten aus Hamburg und Erfurt sowie einige Kleinere.

schmeckt Hier: Hast du nur Bio Produkte?

Frau Lose: 95% sind Bio, der Rest wird gewissenhaft ausgewählt: z.B. frisches Obst, Gemüse, Milch, Frischkäse, Käse. Bei den 5% nicht – Bio ist es mir wichtig, dass sie frisch sind und aus der Region kommen. Solche Leckereien liefert mir u.a. Onkel Franz. Der guckt sich wirklich jeden Betrieb an, von dem er Gemüse oder andere Lebensmittel einkauft und an mich liefert.

Eine enge Verbindung zum Produzenten in der Region ist mir gerade bei Frischwaren wichtiger, als Bio-Ware, die mit dem LKW die halbe Welt umrundet hat, bevor sie in meiner Frischetheke landet.

Der ganze Bio Hype ist vorüber, das beobachte ich auch bei Vielen. Die sagen sich: ich kaufe lieber gutes aus der Region als Bio Lebensmittel, von denen ich nicht weiß, woher sie kommen. Manche Sachen bekommt man natürlich auch in absehbarer Zeit nicht regional: Mandeln, Pinienkerne. Dafür müsste die Klimaerwärmung doch noch etwas schneller voranschreiten… (lacht).

schmeckt Hier: Gibt’s denn die gleichen Produkte wie bei dir hier verpackungsfrei auch woanders zu kaufen?

Frau Lose: Im Prinzip gibt es die gleichen oder ähnliche Produkte in den anderen Bio Läden (Biosphere, Bio Company) zu kaufen. Die haben natürlich noch etwas mehr als ich, aber bei bestimmten Sachen heben diese größeren Läden die Hände und schicken ihre Kunden zu mir.

Ich hatte jetzt mal eine Kundin, die stand vor einer Warenröhre und rief: „Was du hast Berberitzen?! Die hab ich in jedem Bioladen der Gegend gesucht!“ Also ich habe schon ein paar Sachen, die sucht man sonst vergeblich.

schmeckt Hier: Ist es bei dir teurer, als im Bio Laden?

Frau Lose: Ich kalkuliere meine Preise so, dass ich unter denen in den Bio Läden im Umkreis bleibe. Mir ist es natürlich wichtig, dass die Kunden wiederkommen. Alles andere würde ja meiner eigentlichen Intension zuwiderlaufen.

schmeckt Hier: Wie wählst du deine Produkte aus? Was ist wichtig für dich: Bio, Fairtrade, Vegan…?

Frau Lose: Bio, das ist klar: sind ja auch 95% meiner Produkte.

Fairtrade ist natürlich eine Geschichte, die habe ich immer mit auf dem Schirm. Nur gibt’s da leider nicht so viel Angebote; es gibt z.B. keine Fairtrade Haferflocken.

Etwas muss ich auch auf den Preis schauen. Mir und dem Laden ist nicht geholfen, wenn ein Produkt zwar fair gehandelt ist, aber eben preislich so liegt, dass es die Kunden liegen lassen. Prinzipiell habe ich nichts gegen hochwertige Produkte, die ich einkaufe, trotzdem muss ich natürlich irgendwie wirtschaftlich arbeiten.

schmeckt Hier: Es gibt ja nun hier keine Verpackungen. Bringen die Kunden eigene Gefäße mit, oder wie funktioniert das Einkaufen bei dir?

Frau Lose: Die meisten wissen inzwischen Bescheid und bringen ihre eigenen Gefäße mit. Aber ich habe hier auch die sogenannte Notfallecke. Die wird von mir mit nicht mehr benötigten Gefäßen bestückt. Also wenn die 2kg Natur-Frischkäse verkauft sind, wird das Gefäß ordentlich sauber gemacht und kann dann von unvorbereiteten Kunden für ihren Einkauf verwendet werden. Das machen auch viele Kunden so: Verpackungen, die man sonst in die gelbe Tonne geworfen hätte, werden gesäubert und dienen als Transportverpackung von Unverpacktem.

schmeckt Hier: Welche Empfehlungen hast du für eigene Gefäße? Was sollte man sich zulegen, um es bei dir hier zu befüllen?

Frau Lose: Im Prinzip ist das natürlich Geschmackssache. Schön finde ich z.B. die Bügelgläser, wo man die Lebensmittel sieht und die man nicht umfüllen muss. Die haben auch den großen Vorteil, dass sie dicht verschließbar sind und Motten keine Chance haben.

Zum Thema schweres Glas: Ich habe da eine fanatische Kundin, die kommt vom anderen Ende der Stadt mit einem Riesen-Rucksack voller Gläser. Wenn sie die dann hier befüllt hat, schleppt die sich echt nen Wolf und fährt mit der Bahn. Unglaublich! Natürlich im positiven Sinne! (lacht)

Die meisten haben schon ein ganzes Arsenal an Gefäßen und nähen sich selbst Beutel aus Stoffresten. Manche kaufen hier die Naturtaschen aus Bio-Baumwolle, die man sowohl einfrosten und auch als Frischhaltebeutel für frischen Salat nehmen kann. Die gibt’s in verschiedensten Größen bis hin zum großen Ersatz für die Supermarkt Einkaufstüte. Die sind waschbar und ewig und drei Tage wiederverwendbar.

Als Gefäße gibt es eigentlich nichts, was es nicht gibt: Gefrierbeutel, Milch in Weinflaschen, Essig in Waschmittelflaschen. Aber Leute bringen auch einfach ihre Küchenbehälter hierher. Eine junge Frau kommt immer mit einem blau-weißen Keramikgefäß mit Deckel und befüllt das mit Mehl oder auch eine Keramikbutterdose wird hier direkt befüllt.

Total cool finde ich immer, wenn die Leute ihre Salz- und Pfeffermühlen mitbringen und hier wieder voll machen. Genial!

schmeckt Hier: Ich habe mal von Bienenwachspapier gehört. Was man zum Einpacken von Wurst oder Käse nimmt. Gibt’s das bei dir?

Frau Lose: Ja, das wird regelmäßig gekauft und ist sehr beliebt. Das kann man einfach feucht abwischen und wiederverwenden.

schmeckt Hier: Ich habe hier hinter uns gesehen, deine Produkte kommen nicht unverpackt zu dir hierher…

Meine Standardantwort auf diese Frage ist eigentlich: „Das Beamen ist leider noch nicht erfunden, sonst könnte man auch diese Verpackung einsparen.“ (lacht)

Aber im Ernst: Die kleinste Abpackung, die hier ankommt, ist ein Kilo (z.B. Lorbeerblätter, Kreuzkümmel) und die Lieferung, die gerade hier liegt, das sind 25 kg –Säcke mit diversen Müslizutaten. Gerade die Sachen, die man nur in geringen Mengen braucht – eben wie Lorbeer- füllen ja in Supermärkten ganze Regale mit winzigen Plastiktütchen oder -dosen.

Was das Thema Ursprungsverpackung angeht, bin ich da aber meinen Kunden gegenüber ehrlich. Wenn es eben nur möglich ist, das Waschmittel in einem großen Plastekanister zu beziehen, dann kommuniziere ich das auch so und fülle diese Produkte auch nicht um, um meinen Kunden etwas vorzumachen. Ich bin kein plastefreier Laden, sondern ein Verpackungsfreier.

Wichtiger ist für mich eher der Inhalt. Meine Haushaltskosmetik zum Beispiel ist komplett biologisch abbaubar und die leeren Kanister stelle ich gesäubert vor die Tür. Da findet sich immer jemand, der eine Idee für ein zweites Kanister-Leben hat.

schmeckt Hier: Hast du Einfluss auf die Lieferanten und darauf, wie die Produkte zu dir kommen?

Frau Lose: Kurz nach der Eröffnung habe ich gleich Firmen angefragt, wegen Rücknahme und Wiederbefüllung von Behältern. Die haben da gar nicht drauf reagiert.

Die Betreiber von Verpackungslos Läden in Deutschland haben einfach aufgrund ihrer (noch) geringen Abnahmemengen zu wenig Gewicht, um bei bestimmten Firmen ein Umdenken zu bewirken. Da gibt es einfach eingefahrene Produktionsprozesse und der Wille, diese für unsere Bedürfnisse zu ändern, ist eben bei manchen beschränkt. Um auf solche Lieferanten mit geballter Kraft einwirken zu können, ist gerade eine Genossenschaft von mehreren Unverpackt Läden im Entstehen.

Eine Sache, wonach mich immer wieder Kunden fragen ist Pflanzenmilch. Die gibt’s einfach nur in 1 l Tetrapacks. Gerade bei solchen veganen Lebensmitteln gibt es eine starke Monopolisierung bei den Lieferanten. Aber da bleibe ich dran.

schmeckt Hier: Wie sind deine Erfahrungen mit Behörden, was dieses neue Verpackungsfrei – Geschäftsmodell betrifft?

Frau Lose: Zum Glück hab ich mich da gerade was Hygiene betrifft schon vorher informiert. Es gibt natürlich manchmal so Forderungen wie: ein zusätzliches Waschbecken im Lager; aber das hält sich im Rahmen. Generell kann man sagen, dass mir hier keine Klötzer in den Weg gelegt wurden. Wie ich hörte, kann das aber von Stadt zu Stadt unterschiedlich sein.

Da ich ja nun in Deutschland mit zu den Ersten zählte, die einen Unverpackt Laden eröffnet haben, kamen und kommen immer wieder Leute zu mir, die auch gern so einen Laden eröffnen wollen und von mir Tipps und Ratschläge wollen.

Das ist auch eine sehr schöne Seite, wenn man in so einem neuen, von Idealismus getragenen Nischenmarkt agiert: alle unterstützen sich gegenseitig, einen Konkurrenzgedanken gibt es nicht, jeder ist von der Idee geflügelt.

Deshalb gebe ich auch sehr gern meine Erfahrungen weiter und helfe „Nachahmern“ überall wo möglich – zuletzt welchen aus Münster und Hannover.

schmeckt Hier: Würdest du dir staatliche Unterstützung im Laden oder generell bei dem Thema wünschen?

Frau Lose: Politik ist für mich immer ein schwieriges Thema. Es wäre natürlich toll, wenn da mehr Unterstützung käme. Aber machen wir uns nichts vor, es ist doch – nicht nur in unseren Land- so, dass die Wirtschaft die Politik bestimmt und nicht umgekehrt, wie es eigentlich sein sollte. Dieser Klüngel existiert seit den 90-er Jahren und zeigt sich gerade bei dem Thema Diesel. Da ist eigentlich kein Politiker unbelastet und man hat nicht den Eindruck, dass er für die Interessen der Bürger hier einträte.

Andererseits habe ich keine konkrete Idee oder Forderung wie unsere Idee unterstützt werden könnte.

schmeckt Hier: Vielleicht eher andersherum; also Verpackungen verbieten?

Frau Lose: Ja, das könnte eher funktionieren. Alles, was auf Freiwilligkeit basiert, bleibt immer das Hobby von einigen wirklich Überzeugten. Wenn man für eine Plastetüte im Supermarkt 5 Euro verlangen würde, wäre das Problem mit den Tüten ganz schnell erledigt.

Vielleicht wäre ein möglicher Weg der über Umweltsteuern. Es gibt hier in der Neustadt gerade eine Initiative, die die Einweg Kaffee-to-go-Becher oder Essens-Assietten abschaffen und auf den Einsatz von Wiederverwendbaren drängen will.

Wenn auf diese Einweggefäße eine fette Umweltsteuer aufgeschlagen würde, müssten sich die Anbieter aber ganz schnell Gedanken machen. Freiwillig passiert da nix.

schmeckt Hier: An den Warenröhren kann man bei dir gut am Rad drehen – damit der Inhalt ins eigene Gefäß rieselt. Gibt es sonst noch etwas zu erleben bei dir?

Frau Lose: Ich mache hier ganz unterschiedliche Sachen. Es muss natürlich irgendwie zum Verpackungsfrei – Thema passen. Jetzt gerade war Onkel Franz – unser regionaler Lebensmittelieferant – da und hat sich vorgestellt.

Wir hatten auch schon einen Vortrag einer TU Forscherin zum Thema Fleischatlas oder Minimalismus, da ist der Laden aus allen Nähten geplatzt. Das war sehr kuschlig! (lacht)

Generell ist es so, dass wir hier im Laden auf so eine Veranstaltung hinweisen und auch über unsere Facebook Seite gibt es immer alle Infos dazu.

Abgesehen von Veranstaltungen kann man hier jederzeit gemütlich auf den beiden roten Sofas sitzen, einen frisch gebrühten Kaffee schlürfen und seinen Kinderlein beim Spielen in der Spielecke zuschauen.

schmeckt Hier: Hast du geplant, dich in der Stadt auszubreiten und vielleicht Filialen zu eröffnen?

Frau Lose: Nein auf keinen Fall. Das fragen immer viele. Aber ich mache das hier, weil ich eine Idee habe, weil ich dafür stehe, meine Produkte liebe und vor allem weil ich den unmittelbaren Kontakt zum Kunden brauche. All das würde bei einem größeren Geschäft sicher durch Büroarbeit und Verwaltungskram in den Hintergrund gedrängt.

schmeckt Hier: Hast du Tipps für die Umgebung oder andere empfehlenswerte Initiativen?

Ja, da fällt mir Sukuma ein, ein Verein, der sich für Nachhaltigkeit und generell einen rücksichtsvollen Umgang mit Mensch und Natur einsetzt. (Anm. d. R.: https://www.sukuma.net/)

Auch der Nabu (Kamenzer Str. 7) macht ab und zu interessante Camps und Workshops.

schmeckt Hier:  Zum Abschluss noch einen Grund, warum sollten Leute bei dir einkaufen?

Frau Lose: Ganz einfach: Hier schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Verpackungslos und Bio!

schmeckt Hier:  Ein schlagendes Argument! Vielen Dank für das Gespräch und weiter viel Erfolg!

PS: bei Lose kann man auch seine mitgebrachte Wasserflasche kostenlos mit Leitungswasser auffüllen lassen.
Weitere „Refill“ Stationen finden sich auf der Karte des Projektes Refill Deutschland.

Verpackungsfrei Lose auf der Karte anzeigen

Link zum Internetauftritt von Lose

Adresse: Böhmische Straße 14 , 01099 Dresden
Öffnungszeiten: Mo – Fr 10 – 13:30 Uhr und 14:30 – 19 Uhr,  Sa 10 – 16 Uhr
E- mail
Telefon: +49 1577 8968584

Verpackunglos-Läden in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz auf unserer Karte (in Dresden 3 Läden).

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