Erzgebirgische Sauerkrautsuppe – Rezept
Sauerkraut, die deftig-kräftige deutsche Erfindung
hat besseres verdient, als nur als Beilage zum Schweinebraten zu enden. Im Erzgebirge wird drumherum eine leckere Sauerkrautsuppe bereitet.
Als Kind führte der Weg meiner Mutter mit mir im notgedrungenen Schlepptau des Öfteren vom Fleischer über den Bäcker hin zum privaten Gemüsehändler an der Ecke. Den gibt’s heute nicht mehr – er lebt nur noch in meiner Geschmackserinnerung.
Dort gab es zwar keine Bananen oder Mangos (wie zu DDR Zeiten nicht anders zu erwarten). Dafür standen aber neben der riesigen, ratternden und klingelnden mechanischen Registrierkasse mit den wunderbar geschwungenen Zahlen ein Bottich mit Salzgurken und einer mit frischem Sauerkraut. Meine Mutter kaufte 3 Pfund Sauerkraut. In der weisen Voraussicht, dass davon bald nur die Hälfte zum Kochen übrig bleiben würde. Um mich auf dem Heimweg wenigsten für ein paar Sekunden ruhig zu stellen, gab es kein Handyspiel oder etwas Süßes, sondern eine saure Gurke.
Was für ein Genuss!
Das stellte mich für ca. 2 Minuten ruhig. Hinterließ ein vollgespritztes Nicki (vom Reinbeißen in die pralle Gurke) und schön schlabbrig salzige Hände (konnte man ja am Rocksaum der Mutter abwischen). Und immer noch sah ich dem Auspacken des Sauerkrautpakets mit Vorfreude entgegen. He, Heeee! Zu Haus angekommen, musste ich (und auch meine Schwester und mein Vater mit unerbittlicher Fresslust) meine Mutter davon abhalten, mehr als einen kläglichen Rest dieses so lecker gegorenen Weißkrauts für den Sonntagsschweinebraten zurückzuhalten.
Diese Liebe zu den typisch deutschen salzig-sauer vergorenen Gemüsen hat sich bis heute erhalten.
In der Zwischenzeit habe ich den sauren und salzigen Kern diverser Sauerkrautarten erkundet und dazu passend einige Verwendungsmöglichkeiten gefunden – abgesehen vom sofortigen, unkontrollierten, exzessiven Rohverzehr. Natürlich war ich nicht der Erste, aber zumindest der Erste, der es Hier zur Nachahmung empfiehlt… Meine Hochachtung geht an alle Ahnen und alle Partner im Geiste der Sauerkrautgenussentwicklung!
Neben seinem Einsatz als Beilage zu Schweinebraten, Bratwurst und Eisbein kommt es auch sehr gut in der hier vorgestellten Sauerkrautsuppe aus dem sächsischen Erzgebirge zur Geltung.
Sauerkrautsuppe: eine regionale Spezialität des Erzgebirges
Kartoffeln, Rind- und Schweinefleischwürfel, Gartenzwiebeln und rohes, kräftig sauer schmeckendes Sauerkraut – das sind die Hauptzutaten dieses Eintopfes. Leicht zu beschaffen, noch einfacher zu verarbeiten und am Ende ganz einfach zu genießen.
Ich wünsche sauren und somit garantiert auch lustigen Genuss!
Rezept Sauerkrautsuppe – bzw. eher ein Sauerkraut- Eintopf aus dem sächsischen Erzgebirge
Zutaten (Hauptgang)
Für 4 Personen:
500 g Rindergulasch
250 g frischer Schweinebauch
50 g Schweineschmalz (oder ausgelassene Speckwürfel)
1,5-2 TL Salz
frisch gemahlener Pfeffer
3 Lorbeerblätter
200 g Zwiebeln
500 g Sauerkraut (roh, ungewürzt, aus Tüte oder direkt aus dem Fass)
2 mittelgroße geputzte Möhren
750 g geschälte und in 5-8 mm dicke Halbscheiben geschnittene festkochende Kartoffeln
1 l Fleischbrühe
1l Wasser + 1TL Salz für die Kartoffeln
Zubereitung
Zubereitungszeit ca. 1 h 50 min
Das Fleisch und die Zwiebeln werden in Würfel geschnitten (2 cm) und in einem großen Topf im heißen Schweineschmalz hell angebräunt. Salz, Pfeffer und Lorbeerblätter zugeben, alles mit 1/3 der Fleischbrühe ablöschen und auf großer Flamme schmoren lassen. Innerhalb der kommenden Stunde Fleischansatz immer wieder trocken schmoren, etwas anhängen lassen und mit etwas Brühe/ Wasser losrühren (je öfter und anhänglicher, umso mehr Röstaromen!).
Sauerkraut grob aller 5-7 cm kurzschneiden. Sonst lassen sich die bis zu 20 cm langen Streifen schwer mit dem Löffel bändigen.
Nach ca. einer Stunde bis 1h 15′ (wenn das Rindfleisch fast gar ist) das Sauerkraut zu dem Fleisch geben und alles weitere 20 Minuten köcheln.
In der Zwischenzeit gesondert die Kartoffelhalbscheiben mit etwas Salz in Wasser weichkochen (Kartoffeln gerade mit Wasser bedeckt, dauert ca. 10-15min). Abgießen, Kochwasser auffangen.
Die Kartoffeln mit dem Fleisch und dem Sauerkraut mischen und mit der restlichen Brühe / dem Kartoffelkochwasser die Konsistenz der Suppe einstellen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Mit einer Reibe/ Sparschäler feine Möhrenspäne (5mm breit, 1mm dick) hobeln, in die Suppe geben und alles etwa 5-10 Minuten auf ausgeschalteter Kochplatte ziehen lassen. Die Lorbeerblätter herausnehmen und die Suppe in tiefen Tellern anrichten.
Wenn vorhanden: Garnieren mit frischem Majoran, Bohnenkraut (siehe Foto oben), Thymian, Pimpernelle oder Kerbel.
Empfehlung: Frisch aufgebackenes dunkles Brot oder getoastetes Schwarzbrot dazu essen oder einfach pur genießen. Wie alle Eintöpfe schmeckt er am nächsten Tag noch besser…
Die Fleischbrühe kann durch Wasser ersetzt werden. Der Schweinebauch kann durch Schweinehackfleisch + Speckwürfel (am besten: dünner, doppelt geräucherter Bauernspeck) ersetzt werden.
Die Garzeit des Fleisches ist auch vom verwendeten Stück abhängig und schwankt zwischen einer und 1 h 45″. Probieren…
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